Wie ich wurde, was ich bin: mein Weg auf der Suche nach dem Ziel

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Um ein wenig vom Abschluss vorweg zu nehmen und meinen Titel kurz zu erklären: mir ist es auch nach reiflichen Überlegungen und trotz vieler guter Ratschläge von Judith im Rahmen der Boom Boom Blog Challenge (die auch der Anlass für die Veröffentlichung dieses Artikels ist) nicht gelungen, mein “Was” zu finden. Als Kind hatte auch ich natürlich zwischendurch immer einige “klassische” Vorstellungen oder Träumereien (wie Ärztin oder Sängerin) davon, was ich mal werden möchte, aber eine echte Leidenschaft für ein bestimmtes Thema habe ich nie entwickelt. Wie sich diese Problematik durch mein gesamtes bisheriges Leben gezogen hat, erfahrt Ihr in diesem Blogartikel.

  1. 80er Jahre: Kindheit im “Pott” -> meine Kindheit verlief eher unspektakulär, aber insgesamt gut: ich bin sozusagen wohlbehütet mit meinen lieben Eltern und meiner fünf Jahre jüngeren Schwester – die sowohl in diesem Blogartikel als somit auch im weiteren Verlauf meines Lebens noch eine ganz wichtige Rolle spielen wird – im Ruhrgebiet (Bochum) aufgewachsen.
Ich mit knapp fünf Jahren und Svenja auf dem Arm
  1. 90er Jahre: meine Schulzeit ->  in der Grundschule war ich notenmäßig noch eine gute Schülerin, später auf dem Gymnasium dann insgesamt durchschnittlich, mein Abitur konnte ich aber ohne große Mühe mit einem passablen Abschluss erreichen. Meine Stärken lagen schon immer mehr im Bereich Rechtschreibung, Grammatik und Sprachen als zum Beispiel in Naturwissenschaften oder gar Kunst. Trotzdem hatte ich im Vergleich zu meinem Freundeskreis (die meisten strebten ein Studium an, was für mich nie in Frage kam, weil “stures Lernen” einfach nicht mein Ding ist) auch bis zum Ende meiner Schullaufbahn absolut keine Idee, was ich später mal beruflich machen wollte. Die letzten Schuljahre habe ich sehr genossen, weil es eine tolle Zeit war mit vielen schönen Feiern und Erlebnissen, speziell zum Abi hin und ich hatte da schon das Bewusstsein (oder eine “weise Voraussicht”), dass mein Leben danach nie wieder so unbeschwert und entspannt sein würde…
  2. 1999-2002: Ausbildung zur Hotelfachfrau in Dortmund -> also stand ich auch nach meinem Abi 1998 sozusagen vor dem Nichts und habe ein Jahr lang mit kurzen Nebenjobs (z.B. an der Tankstelle) und vier Monaten in der Sommersaison auf Norderney einfach etwas Geld verdient. Dort habe ich in einem Hotel Zimmer geputzt und Wäsche gemangelt. Und obwohl Hausarbeit generell bis heute für mich zu den unbeliebtesten Aufgaben gehört, war es eine schöne und wertvolle Erfahrung. Die mich dann auch dazu brachte, im August 1999 eine Ausbildung zur Hotelfachfrau anzufangen, da mich die gute Stimmung und der Teamgeist innerhalb der Angestellten irgendwie positiv beeindruckt hatte. So ähnlich verlief dann auch die Ausbildung an sich, ich konnte einen Einblick in verschiedene Bereiche des (Berufs-) Lebens gewinnen und viele neue Menschen kennenlernen. Dennoch gab es natürlich auch Schattenseiten wie zum Beispiel die Jahrtausendwende, an der mein gesamter Freundeskreis fröhlich zusammen das neue Millennium feierte, während ich die ganze Silvesternacht durcharbeiten musste und so entstanden hier schon die ersten Zweifel an der Sinnhaftigkeit, sich so etwas “freiwillig” anzutun…
  3. 2002-2008: “multikompetente” Mitarbeiterin im Hotel -> nach der Ausbildung wechselte ich dann in ein anderes Hotel, in dem ich überwiegend am Empfang tätig war, aber unser Team war relativ klein und jeder von uns musste hier auch mal überall einspringen. Es war eine insgesamt sehr schöne und erlebnisreiche Zeit, in der einige gute Freundschaften entstanden sind, sowohl mit Kollegen als auch mit Gästen. Besonders aufregend war die Fußball-WM 2006, die in Dortmund (wo ich dann mittlerweile auch wohnte) als einem der Spielorte eine absolut außergewöhnliche Erfahrung in allen Bereichen war; als vier Wochen Party am Stück könnte man es kurz bezeichnen, selbst das Arbeiten hat so viel Spaß gemacht wie sonst nie. Im Laufe der Jahre verließen die meisten nach und nach unsere eingeschworene Truppe und auch unsere beliebten Stammgäste wurden immer weniger, der Job fühlte sich irgendwie nur noch eintönig und auch (intellektuell) anspruchslos an, also beschloss ich auch, mich anderweitig zu orientieren.
Ich an unserer Bar
  1. 2008-2010: Arbeitslosigkeit und anschließende Übergangsjobs -> ich fing in einem anderen Hotel als Empfangschefin an, also erstmal ein beruflicher “Aufstieg” und besseres Gehalt. Wohl fühlte ich mich aber nicht wirklich, mein Team und auch die meisten anderen Kollegen waren super, aber kurz nach meinem Start wechselte der Direktor des Hotels und so kam es dann, dass dieser sich lieber selber einen anderen Empfangschef suchte und mich zum Ende meiner Probezeit (und zwar auf den Tag und sogar die “Minute” genau) kündigte. Also war ich plötzlich arbeitslos – was nun? Für mich natürlich eine neue und auch völlig unerwartete Situation. Nach ungefähr drei Monaten erfolgloser Suche machte ich dann für den Übergang diverse Jobs im Callcenter, in Büros und am Firmenempfang (über Zeitarbeit), denn das empfand ich immer noch besser als arbeitslos zu sein und sollte natürlich auch die weitere Jobsuche erleichtern.
  2. 2010-2012: Ticketverkauf für Musicals -> über eine Freundin (mit der ich vorher zusammen im Hotel gearbeitet hatte), die im Vertrieb für Stage Entertainment tätig war, kam ich dann endlich an meinen nächsten festen Job: Ticketverkauf für Musicals. Von einem einzigen Besuch bei Starlight Express als Kind abgesehen hatte ich bis dahin absolut keine Berührungspunkte mit Musicals und eigentlich auch kein Interesse daran, das sollte sich aber nun unerwartet ändern. Da sich unser Ticket Stand vom Stage Metronom Theater Oberhausen mitten im Centro (Einkaufszentrum) befand, war es an vollen Tagen einfach nur anstrengend, zehn lange Stunden (so waren leider die vorgegebenen Öffnungszeiten, in der Vorweihnachtszeit dann sogar zwölf Stunden) zwischen den lauten Menschenmassen arbeiten zu müssen und an den ruhigen Tagen oft gähnend langweilig, wenn so gut wie keine Kundschaft kam. Trotzdem hatten wir immer sehr viel Spaß und es war eine tolle, spannende Erfahrung, mal den Einblick in eine “andere Welt” zu erhalten. Die unkomfortablen Arbeitszeiten und der für mich lange Arbeitsweg bei verhältnismäßig niedrigem Gehalt führten dann aber nach zwei Jahren wieder zur erneuten Jobsuche.
  1. 2012-2015: Sachbearbeiterin Produktmanagement -> ich bekam eine Stelle im Kundensupport bei babymarkt.de, zwischen der dortigen Abteilungsleiterin und mir entstand vom ersten Moment an große gegenseitige Sympathie, auch weil wir beide ursprünglich im Hotelfach den gleichen Beruf gelernt hatten. Der Rest des Teams war auch sehr umgänglich und kollegial, nach kurzer Zeit sollte ich wegen starkem Personalmangel in einer anderen Abteilung aushelfen. Dort habe ich mich dann offenbar so gut angestellt, dass man mich “behalten” wollte und ich so ins Produktmanagement gewechselt habe. Wir als Sachbearbeiter waren dann für die Artikelanlage und -pflege im Onlineshop verantwortlich. Wieder eine Aufgabe, die ich mir selber so nie ausgesucht oder zugetraut hätte, die mir aber auch erneut unerwartet Spaß gemacht hat. Dann kam Silvester 2014: an diesem Tag beschlossen meine Schwester Svenja und ich (ihren Artikel dazu könnt Ihr auch hier lesen), dass wir nach Hamburg ziehen möchten. Wir hatten zuvor immer mal wieder (mehr spaßeshalber) mit derartigen Gedanken gespielt, aber in dieser Nacht überkam uns der feste Entschluss, das auch durchziehen zu wollen, die Pläne sollten sich dann schon in den folgenden 1-2 Monaten konkretisieren.
  2. April/Mai 2015: Flucht nach Hamburg -> und schnell war es so weit: wir hatten es geschafft, jeder einen Job sowie auch eine gemeinsame Wohnung in Hamburg zu finden und das sogar ohne übermäßig viel Mühe. Fast schon unheimlich, dass alles so reibungslos geklappt hatte, aber wir sahen es als gutes Zeichen. Ich startete meine Zeit in der neuen Heimat ab Mitte April mit meinem restlichen Urlaub und fing dann ab Mai meinen Job bei Regus an. Dieser entsprach so ungefähr meinem ursprünglich erlernten Beruf; ich war hauptsächlich am Empfang für die Abwicklung der Buchungen tätig, aber auch z.B. für die Post, Konferenzräume, Küche usw. zuständig – eben nur in einem Business Center statt in einem Hotel. Relativ schnell merkte ich dann aber, dass diese Tätigkeiten und auch die Aufteilung in Früh- und Spätschichten einfach nicht mehr meinen Vorstellungen entsprachen, ich fühlte mich insgesamt einfach nicht wohl. Natürlich war es wichtig und erfreulich, dass ich diesen Job bekommen hatte, damit wir überhaupt diese “Hamburg-Aktion” realisieren konnten, aber ich fing dann schnell an, mich erneut anderweitig zu bewerben. Glücklicherweise suchte die Tochtergesellschaft der Firma, bei der Svenja angefangen hatte, dringend Personal und sie konnte mich erfolgreich dorthin vermitteln.
Svenja und ich bei der Erkundung des Elbstrandes
  1. ab Juli 2015: Bürokauffrau, Organisation/Administration -> so startete ich also nach drei Monaten schon wieder ein neues Kapitel, das sich als sehr prägend herausstellen sollte. Mein Job bestand darin, das “Mädchen für alles” (so habe ich es später für mich selber definiert) zu sein. Anfangs nur als eine Art administrative Unterstützung für die Geschäftsführung gedacht, breitete sich mein Aufgabengebiet immer weiter aus und entwickelte sich im Laufe der Jahre mit schnellem Wachstum der Firma auch noch in andere Richtungen. Auf weitere Details einzugehen, würde jetzt den Rahmen sprengen, auf jeden Fall habe ich in diesen Jahren viel gelernt und mich auch gefühlt weiterentwickelt, vor allem aber auch wirklich viel gearbeitet. Ich möchte aber lieber auf die positiven Dinge aus dieser Zeit eingehen: Svenja und ich hatten eigentlich schon immer ein gutes Verhältnis, dass wir aber nun so eng so viel Zeit miteinander verbringen würde, hätten wir vermutlich vorher auch nicht gedacht. Wir wohnten ja zusammen und arbeiteten jetzt auch noch im gleichen Büro. Nach Feierabend und an den Wochenenden (sowie auf einigen legendären Firmenfeiern) haben wir ständig etwas unternommen, um unsere neue Heimat noch besser kennenzulernen und wir hatten unendlich viel Spaß dabei, für mich eine der schönsten Phasen in meinem bisherigen Leben oder kurz gesagt: unsere “Flucht nach Hamburg” war die beste Entscheidung! Diese bereue ich auch bis heute noch kein bisschen, wir wohnen und arbeiten zwar mittlerweile nicht mehr zusammen, haben aber immer noch ein enges Verhältnis und gehen sinnbildlich gemeinsame Wege. Ich hatte meinen Job nach über sechs Jahren gekündigt, weil mir bewusst wurde, dass ich einfach an einem Punkt angelangt war, an dem ich weniger Stress und mehr Zeit für mich selbst und meine Freizeit haben möchte.
einer der vielen tollen Abende in HH City
  1. seit November 2021: Office Management bei einer IT- Dienstleistungen Recruiting-Agentur -> also fing ich eine Stelle an, bei der ich nun weniger Stunden pro Woche arbeite und als unerfahrener “Neuling” auch dementsprechend weniger Verantwortung trage. Ich kann mittlerweile wieder meinen Feierabend, meine Wochenenden und vor allem meinen Urlaub entspannt verbringen, ohne mich noch am Arbeitsrechner um Mails, unerledigte Aufgaben oder ähnliches kümmern zu müssen. Und vor allem habe ich mehr Zeit, die ich unserer eigenen Homepage und meinen Blogs widmen kann.
  2. heutiger Stand der Dinge: im Grunde hat sich nur (mal wieder) mein Job und Arbeitgeber geändert, aber nicht die ursprüngliche Problematik. Früher oder später bin ich eigentlich mit fast jeder Situation irgendwie unzufrieden. Nur leider kann ich auch immer noch nicht konkret benennen, was genau mich zufrieden stellen würde. Deshalb habe ich hier auch in erster Linie meinen beruflichen Lebenslauf geschildert, um das zu verdeutlichen. Ich habe keine erwähnenswerten Hobbys oder Leidenschaften, auf denen ich auch eine berufliche Perspektive aufbauen könnte und bin daher eben sozusagen immer noch “auf der Suche nach meinem Ziel”… Der Wunsch nach Selbstständigkeit, mehr Freiheit und Unabhängigkeit, flexibel eigenständige Entscheidungen treffen zu können ist schon länger da, aber eben auch keine brauchbare Idee für die Umsetzung. Also haben wir nun erstmal klein angefangen, eine eigene Webseite (sozusagen als eine Art Versuch oder Sprungbrett) aufzubauen und dort Blogartikel zu veröffentlichen, in der Hoffnung, dass sich daraus im Laufe der Zeit noch etwas ergibt, was uns zufrieden stellen kann. Und wenn es am Ende dann doch nur ein Hobby bleibt, das uns (und vielleicht noch anderen Menschen, die gerne unsere Beiträge lesen) Freude bringt, wäre das auch eine Art Erfolg. 
so viel Spaß wie an diesem Tag möchte man gerne immer haben

Andere lesenswerte Beiträge zur Challenge findet Ihr hier:

Svenja

Désirée

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Imken

    Nun habe ich es auch endlich mal auf deine Seite geschafft. Du hattest bei mir geschrieben, dass du dich da zu 100% wiederfindest. Und das gleich kann ich jetzt auch zu deinem Artikel sagen. Verrückt! Inklusive Ortswechsel, nur halt in entgegengesetzte Richtungen.

    Ich wünsche dir ebenfalls alles Gute bei deiner Suche. Irgendwo findet man das, was einem Spaß bringt. Ich versuche selber mich auch an den Gedanken zu gewöhnen, dass es einfach nur ein doofer Glaubenssatz ist, sich auf die eine Sache festlegen zu müssen.

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